Veranstaltungen des VERS
Gedenkveranstaltung für Arno Esch in Rostock

Rund 50 Weggefährten von Arno Esch, Beschäftigte der Universität
Rostock und Mitglieder des VERS haben am Dienstag, den 6. Februar 2018
dem von den Sowjets hingerichteten ehemaligen Rostocker Studenten
gedacht. Arno Esch wäre an diesem Tag 90 Jahre alt geworden. Im Beisein
des Rektors der Universität Rostock, Prof. Dr. med. Wolfgang Schareck,
legten die Mitglieder des VERS einen Kranz zu Ehren Eschs nieder.

Auflistung der VERS-Seminare seit 1958
Es liegt nun eine Auflistung der VERS-Seminare zwischen 1958 und
2017 vor. Angegeben sind dabei die jeweiligen Tagungsorte sowie die
Rahmenthemen der einzelnen Seminare. Die Auflistung finden Sie hier.
Arno-Esch-Hörsaalgebäude der Universität Rostock eingeweiht
Wo in
Rostock einst militärischer Drill herrschte, hat längst das
studentische Leben Einzug gehalten. Auf dem Campus Ulmenstraße – der
ehemaligen Füselierkaserne – wurde am 9. Dezember 2011 unter großer
VERS-Beteiligung das neue Hörsaalgebäude der Universität in einer
Festveranstaltung eingeweiht. In einer symbolischen Handlung wurde der
Schlüssel vom Bauunternehmen an den Minister für Bildung, Wissenschaft
und Kultur und weiter an den Rektor übergeben, der ihn dann in die
Hände der Studierenden legte. Zuvor hatte die ASTA-Vorsitzende, Sarah
Grote, die Teilnehmer willkommen geheißen. Prof. Dr. Wolfgang Schareck,
Rektor der Universität Rostock, drückte in seiner Begrüßung die Freude
aus, dass durch diesen Neubau eine wesentliche Verbesserung der
Studienbedingungen geschaffen sei. Minister Brodkorb sprach den
Glücksumstand an, wie aus einem konjunkturellen Notprogramm der
Bundesregierung eine gelungene Investition in die Zukunft geworden ist.
Der Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Dr. Jörg Benedict, ging auf
das Schicksal seiner Fakultät ein, die 1950 auf Betreiben der SED
geschlossen worden war, dann 1990 wieder eröffnet wurde und nun
wesentliche Bereiche an die Universität Greifswald verloren hat. Durch
die Kombination von Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften ist
jedoch ein vielversprechender Studiengang, Good Governance, entstanden,
in dem juristisch ausgebildete Persönlichkeiten auf Führungsrollen in
Wirtschaft und Politik vorbereitet werden. „Vielleicht hätte ein
solches Studium sogar den Vorstellungen von Arno Esch entsprochen“, so
Prof. Benedict. Dr. Peter Moeller sprach für den VERS und erinnerte an
Leben und Wirken des Namensgebers, an den Studenten Arno Esch. Im
Anschluss wurde die Ehrentafel für Arno Esch, die bisher im
Hauptgebäude der Universität angebracht war, im Foyer des Hauses
gemeinsam vom Rektor und dem VERS enthüllt.
Erinnerung an Arno Esch anlässlich der Einweihung und Namensgebung des neuen Hörsaalgebäudes
Meinen Worten möchte ich den Dank des VERS voranstellen, dass die
Universität unter Ihrem Rektorat, Magnifizenz, diesem neuen Gebäude den
Namen „Arno Esch“ gibt. Das ist eine außerordentliche Ehre.
Magnifizenz,
sehr geehrter Herr Minister Brodkorb,
Spektabilität,
meine Damen und Herren,
der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten hat sich bereits vor mehr
als 50 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Schicksal der von der
stalinistischen und später der SED-Diktatur verfolgten Rostocker
Studenten aufzuklären. Von 1945 bis 1955 wurden etwa 70 namentlich
bekannte Studenten und Dozenten in Rostock verhaftet, von denen die
meisten in die Lager Sibiriens deportiert wurden. Die Zahl der namenlos
gebliebenen ist unbekannt. Aufgrund des massiven Einsatzes von
Bundeskanzler Konrad Adenauer kamen aus Russland die letzten 1955
zurück. Einige aber kehrten nie zurück. Einer von ihnen ist Arno
Esch.
Wer war dieser Mensch, der in so jungen Jahren, in so kurzer Zeit,
zwischen seinem 18. und 21. Lebensjahr Spuren hinterlassen hat, die
Grund genug sind, heute einem neuen Gebäude der Universität Rostock
seinen Namen zu übertragen?
Die Ereignisse liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Nur
wenige unter uns verbindet noch eine persönliche Erinnerung an diese
Zeit. Der Krieg war gerade zu Ende. Deutschland war von Bomben
zertrümmert, und ebenso hatten 12 Jahre Nationalsozialismus das
geistige Leben im Land schwer beschädigt. An den Universitäten – so
auch hier – versuchte man einen vorsichtigen Neuanfang. Dabei war das
einzige Kapital der Wille und der Mut, die Vergangenheit zu überwinden
und ein selbstbestimmtes Leben zu wagen. Gerade die Jugend war es, die
sich aus den Zwängen eines staatlich vorgegebenen Denkens befreit
fühlte. Nachdem Parteien wieder zugelassen waren, bildeten sich an den
Hochschulen die verschiedenen politischen Gruppierungen, so auch die
Liberale Hochschulgruppe an der Universität Rostock. Arno Esch -
immatrikuliert zum Sommersemester 1946 - wurde dort die
zentrale Figur. Auch außerhalb der Universität machte er sehr schnell
Karriere: Hochschulreferent der LDP in Mecklenburg-Vorpommern;
Landesjugendreferent; Mitglied des geschäftsführenden Vorstands und ab
Februar 1949 Mitglied im Zonenvorstand der LDP.
Als Arno Esch am 24. Juli 1951 in Moskau erschossen wurde, verlor
Deutschland wahrscheinlich seinen begabtesten Politiker der jüngeren
Generation. Eine ganz große Hoffnung für unser Land wurde zerstört.
Der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten - hervorgegangen
aus seinen Weggefährten, Kommilitonen und Freunden – bewahrt heute sein
politisches Erbe. So ist im vorigen Herbst ein Buch mit dem Titel „Arno
Esch – Mein Vaterland ist die Freiheit“ herausgegeben, in dem in einem
Kapitel damalige Freunde von Esch die Situation in der SBZ und speziell
an der Universität Rostock schildern.
Man kann nachlesen, wie die aufkommende neue Diktatur auch die
Universität sehr bald erreichte. Die SED versuchte mithilfe der FDJ
ihren politischen Machtanspruch durchzusetzen. Das führte zwangsläufig
zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Gruppe der liberalen
Studenten, deren Wortführer und geistiges Zentrum Arno Esch war. Die
sowjetische Kommandantur, die durch ihren Hochschuloffizier über alle
Vorgänge informiert war, nahm diese Studenten dann auch sehr schnell
ins Visier, insbesondere Arno Esch. Da er aber niemals ein Wort gegen
die Sowjetunion gesagt hatte, gab es eigentlich keinen Grund, gewaltsam
gegen ihn vorzugehen. Dennoch wurde er mit 13 weiteren jungen Liberalen
aus Mecklenburg-Vorpommern im Oktober 1949 verhaftet und an die
sowjetischen Behörden ausgeliefert. Damit verstieß die DDR bereits
wenige Tage nach Inkrafttreten ihrer Verfassung gegen ihre eigenen
Gesetze, denn in Artikel 10 der DDR-Verfassung steht: Kein Deutscher
darf an eine fremde Macht ausgeliefert werden. Ein sowjetisches
Militärtribunal verurteilte Esch nach Artikel 58/2 des
Strafgesetzbuches der RSFSR zum Tode. Dazu schreibt sein Freund,
politischer Mitstreiter und Weggefährte Friedrich-Franz Wiese:
„Irgendwann wurde ich aus meiner Zelle geholt und musste einen Wisch
unterschreiben, den ich natürlich nicht lesen konnte. Zusatzanklage
nach 58/2. Dieser Paragraph war mir unbekannt. Auf meine Frage, was das
sei, kam die lakonische Antwort, Machtergreifung. Komisches Gefühl.
Keiner meiner Zellengenossen hatte Strich Zwei! Das roch nicht gut. -
Erst vor wenigen Jahren erfuhr ich den Text dieses Artikels, der den
Versuch beinhaltet, mit Waffengewalt eine Unionsrepublik von der UdSSR
abzutrennen. Das gab zwar keinen Sinn, war aber eine tödliche
Bedrohung.“
Am 20. Juli 1950 wurde das Urteil gesprochen: 4 Angeklagte wurden zum
Tode verurteilt und 10 weitere zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Die
Todeskandidaten wurden nach Moskau transportiert, der Rest landete in
Bautzen. Doch das war noch nicht alles. In Moskau wurden die
Verurteilten nochmals vor Gericht gestellt und dabei wurden die
Todesurteile durch das Oberste Sowjetische Militärgericht bestätigt.
Die In Bautzen inhaftierten schleppte man nach Berlin-Lichtenberg ins
zentrale NKWD-Untersuchungsgefängnis, um sie ebenfalls nochmals zu
verurteilen. Im Fernurteil aus Moskau wurden weitere 3 Todesurteile
gefällt. Man muss wissen, dass im Mai 1947 in der UdSSR die Todesstrafe
abgeschafft worden war und dass sie am 12. Januar 1950 gegenüber
Vaterlandsverrätern, Spionen und Saboteuren wieder eingeführt wurde.
Aber alle Taten, die man Esch und seinen Mitangeklagten vorhielt, lagen
zwischen diesen Daten. Damit gab es eigentlich keine rechtliche
Grundlage für die Todesurteile. Das spielte nach sowjetischer
Rechtsauffassung jedoch keine Rolle.
All diese Vorgänge sind im großen Komplex der SMT-Urteile einmalig und
bisher völlig undurchsichtig. Vielleicht werden Historiker einmal die
wahren Hintergründe zu diesem Prozess finden.
In einem anderen Kapitel des anfangs erwähnten Buches werden die
politischen Vorstellungen von Arno Esch festgehalten. In den Jahren der
aufkommenden Repression fanden viele den Weg in die liberale Partei,
weil sie darin einen Gegenpol zur SED sahen. Es war eine ablehnende
Haltung, die die Menschen bewegte. Sie waren gegen etwas, doch wofür
sie waren, war eigentlich nicht recht formulierbar. Der LDP fehlte eine
liberale Programmatik. Hier griff Esch ein. Aus den eigentlichen
Wurzeln des Liberalismus entwickelte er seine politischen Ziele, die
auf Humanismus, Individualismus, Föderalismus, Rechtsstaatlichkeit und
Pazifismus, beruhten.
Esch glaubte nicht an eine länger währende Besatzungszeit und wollte
für die Zeit danach etwas vorbereiten. Eine sozial ausgerichtete Partei
sollte entstehen, denn eine national-liberale Partei wie sie in der
Weimarer Republik existiert hatte und eine auf einen
Wirtschaftsliberalismus reduzierte Partei war für ihn unvorstellbar. So
plante er eine Radikal Soziale Freiheitspartei, eine Sammlungsbewegung
aller freiheitlichen und sozialen Kräfte aus LDP, CDU und SPD. Diese
Vorstellungen diskutierte er in vertrauensvollen Kreisen hinter
verschlossenen Türen. Dennoch erfuhren die Sowjets auch davon. Und
wahrscheinlich liegt hier der Schlüssel für die barbarischen
Urteile. Esch hat den wahren Grund für sein Todesurteil nie erfahren.
Erst viele Jahre später konnte Friedrich-Franz Wiese, dessen
Todesstrafe in eine 25-jährige Haftstrafe umgewandelt wurde und der
sich um die Aufklärung der Schicksale seiner Mitverurteilten und um
deren Rehabilitierung unendliche Verdienste erworben hat, in einer
Urteilsbegründung nachlesen: „… mit dem Ziel, nach Abzug der
sowjetischen Besatzungstruppen die Macht zu ergreifen und die
bürgerliche Ordnung wieder herzustellen.“
Esch war der selbstlose Streiter für die Meinungsfreiheit und für die
demokratischen Grundrechte. Dafür war in der zweiten deutschen Diktatur
ebenso wenig Platz wie in der gerade überwundenen Nazidiktatur, in der
die Geschwister Scholl den gleichen Weg gegangen sind. Wenn heute ein
Hörsaalgebäude der Universität seinen Namen erhält, so muss neben der
Ehrung darin auch eine Mahnung und Verpflichtung an die heutige und an
kommende Studentengenerationen enthalten sein.
Wenn die Demokratie verloren geht, ob durch Betreiben der extremen
Kräfte oder durch politische Trägheit, führt der Weg zwangsläufig in
die Diktatur, und jede Diktatur ist durch Unrecht gekennzeichnet.
Staatliche Verbrechen bedrohen dann jeden Einzelnen.
Peter Moeller
Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag des Güstrower Oberschülerprozesses
Am 23. September 2010 veranstaltete das John-Brinckmann-Gymnasium in
Güstrow in Zusammenarbeit mit dem VERS ein Trefffen anlässlich des 60.
Jahrestages
des Güstrower Oberschülerprozesses. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums stellten einen
selbst erstellten Dokumentarfilm über die damaligen Ereignisse vor.
Im folgenden ist das Programm der Veranstaltung dokumentiert.
Die Schweriner Volkszeitung berichtete am 24. September über die Feierstunde.
Schauprozess - Güstrow 1950
Gegen das Vergessen.
Urteile im Namen des Volkes ...
Programm der Gedenkveranstaltung:
Nordische Volksweise
Kammerchor des JBG
Begrüßung
Helmut Hickisch, Schulleiter
Grußwort
Lutz da Cunha, Landrat des Landkreises Güstrow
Grußwort
Arne Schuldt, Bürgermeister
Das Jahr 1950
Schüler der Klasse 11b
Das Urteil
Philipp
Görs
Die Schülerversammlung am 28.09.1950
Schüler der Klasse 11b
"….sie waren noch Schüler"
Dokumentarfilm, Klasse 11b
"…damals waren wir Schüler"
Dr. Peter Moeller
"Erinnern, verdrängen, vergessen - Gedenken, erinnern, lernen."
Axel Walter, Landessuperintendent i. R.
Venezianisches Gondellied
Felix Mendelssohn Bartholdy
Paul Bachmeyer
Gedenkveranstaltung für Arno Esch
Anlässlich des 60. Jahrestages der Verhaftung von Arno Esch
veranstaltete der VERS gemeinsam mit der Universität Rostock am 18.
Oktober 2009 in der Universitätskirche Rostock eine öffentliche
Gedenkfeier.
©VERS 2002 - 2020 letzte Änderung: 01.01.2020