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    Gedenkveranstaltung für Arno Esch in Rostock


    Gedenkveranstaltung für Arno Esch (© Universität Rostock, Fotograf: Thomas Rahr)
    Rund 50 Weggefährten von Arno Esch, Beschäftigte der Universität Rostock und Mitglieder des VERS haben am Dienstag, den 6. Februar 2018 dem von den Sowjets hingerichteten ehemaligen Rostocker Studenten gedacht. Arno Esch wäre an diesem Tag 90 Jahre alt geworden. Im Beisein des Rektors der Universität Rostock, Prof. Dr. med. Wolfgang Schareck, legten die Mitglieder des VERS einen Kranz zu Ehren Eschs nieder.

    Gedenkveranstaltung für Arno Esch (© Universität Rostock, Fotograf: Thomas Rahr)

    Auflistung der VERS-Seminare seit 1958

    Es liegt nun eine Auflistung der VERS-Seminare zwischen 1958 und 2017 vor. Angegeben sind dabei die jeweiligen Tagungsorte sowie die Rahmenthemen der einzelnen Seminare. Die Auflistung finden Sie hier.

    Arno-Esch-Hörsaalgebäude der Universität Rostock eingeweiht


    Wo in Rostock einst militärischer Drill herrschte, hat längst das studentische Leben Einzug gehalten. Auf dem Campus Ulmenstraße – der ehemaligen Füselierkaserne – wurde am 9. Dezember 2011 unter großer VERS-Beteiligung das neue Hörsaalgebäude der Universität in einer Festveranstaltung eingeweiht. In einer symbolischen Handlung wurde der Schlüssel vom Bauunternehmen an den Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur und weiter an den Rektor übergeben, der ihn dann in die Hände der Studierenden legte. Zuvor hatte die ASTA-Vorsitzende, Sarah Grote, die Teilnehmer willkommen geheißen. Prof. Dr. Wolfgang Schareck, Rektor der Universität Rostock, drückte in seiner Begrüßung die Freude aus, dass durch diesen Neubau eine wesentliche Verbesserung der Studienbedingungen geschaffen sei. Minister Brodkorb sprach den Glücksumstand an, wie aus einem konjunkturellen Notprogramm der Bundesregierung eine gelungene Investition in die Zukunft geworden ist. Der Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Dr. Jörg Benedict, ging auf das Schicksal seiner Fakultät ein, die 1950 auf Betreiben der SED geschlossen worden war, dann 1990 wieder eröffnet wurde und nun wesentliche Bereiche an die Universität Greifswald verloren hat. Durch die Kombination von Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften ist jedoch ein vielversprechender Studiengang, Good Governance, entstanden, in dem juristisch ausgebildete Persönlichkeiten auf Führungsrollen in Wirtschaft und Politik vorbereitet werden. „Vielleicht hätte ein solches Studium sogar den Vorstellungen von Arno Esch entsprochen“, so Prof. Benedict. Dr. Peter Moeller sprach für den VERS und erinnerte an Leben und Wirken des Namensgebers, an den Studenten Arno Esch. Im Anschluss wurde die Ehrentafel für Arno Esch, die bisher im Hauptgebäude der Universität angebracht war, im Foyer des Hauses gemeinsam vom Rektor und dem VERS enthüllt.

    Erinnerung an Arno Esch anlässlich der Einweihung und Namensgebung des neuen Hörsaalgebäudes


    Meinen Worten möchte ich den Dank des VERS voranstellen, dass die Universität unter Ihrem Rektorat, Magnifizenz, diesem neuen Gebäude den Namen „Arno Esch“ gibt. Das ist eine außerordentliche Ehre.


    Magnifizenz,
    sehr geehrter Herr Minister Brodkorb,
    Spektabilität,
    meine Damen und Herren,

    der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten hat sich bereits vor mehr als 50 Jahren zur Aufgabe gemacht, das Schicksal der von der stalinistischen und später der SED-Diktatur verfolgten Rostocker Studenten aufzuklären. Von 1945 bis 1955 wurden etwa 70 namentlich bekannte Studenten und Dozenten in Rostock verhaftet, von denen die meisten in die Lager Sibiriens deportiert wurden. Die Zahl der namenlos gebliebenen ist unbekannt. Aufgrund des massiven Einsatzes von Bundeskanzler Konrad Adenauer kamen aus Russland die letzten 1955 zurück. Einige aber kehrten nie zurück.  Einer von ihnen ist Arno Esch.

    Wer war dieser Mensch, der in so jungen Jahren, in so kurzer Zeit, zwischen seinem 18. und 21. Lebensjahr Spuren hinterlassen hat, die Grund genug sind, heute einem neuen Gebäude der Universität Rostock seinen Namen zu übertragen?

    Die Ereignisse liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Nur wenige unter uns verbindet noch eine persönliche Erinnerung an diese Zeit. Der Krieg war gerade zu Ende. Deutschland war von Bomben zertrümmert, und ebenso hatten 12 Jahre Nationalsozialismus das geistige Leben im Land schwer beschädigt. An den Universitäten – so auch hier – versuchte man einen vorsichtigen Neuanfang. Dabei war das einzige Kapital der Wille und der Mut, die Vergangenheit zu überwinden und ein selbstbestimmtes Leben zu wagen. Gerade die Jugend war es, die sich aus den Zwängen eines staatlich vorgegebenen Denkens befreit fühlte. Nachdem Parteien wieder zugelassen waren, bildeten sich an den Hochschulen die verschiedenen politischen Gruppierungen, so auch die Liberale Hochschulgruppe an der Universität Rostock. Arno Esch - immatrikuliert zum Sommersemester 1946  -  wurde dort die zentrale Figur. Auch außerhalb der Universität machte er sehr schnell Karriere: Hochschulreferent der LDP in Mecklenburg-Vorpommern; Landesjugendreferent; Mitglied des geschäftsführenden Vorstands und ab Februar 1949 Mitglied im Zonenvorstand der LDP.

    Als  Arno Esch am 24. Juli 1951 in Moskau erschossen wurde, verlor Deutschland wahrscheinlich seinen begabtesten Politiker der jüngeren Generation. Eine ganz große Hoffnung für unser Land wurde zerstört.

    Der Verband Ehemaliger Rostocker Studenten  -  hervorgegangen aus seinen Weggefährten, Kommilitonen und Freunden – bewahrt heute sein politisches Erbe. So ist im vorigen Herbst ein Buch mit dem Titel „Arno Esch – Mein Vaterland ist die Freiheit“ herausgegeben, in dem in einem Kapitel damalige Freunde von Esch die Situation in der SBZ und speziell an der Universität Rostock schildern.

    Man kann nachlesen, wie die aufkommende neue Diktatur auch die Universität sehr bald erreichte. Die SED versuchte mithilfe der FDJ ihren politischen Machtanspruch durchzusetzen. Das führte zwangsläufig zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Gruppe der liberalen Studenten, deren Wortführer und geistiges Zentrum Arno Esch war. Die sowjetische Kommandantur, die durch ihren Hochschuloffizier über alle Vorgänge informiert war, nahm diese Studenten dann auch sehr schnell ins Visier, insbesondere Arno Esch. Da er aber niemals ein Wort gegen die Sowjetunion gesagt hatte, gab es eigentlich keinen Grund, gewaltsam gegen ihn vorzugehen. Dennoch wurde er mit 13 weiteren jungen Liberalen aus Mecklenburg-Vorpommern im Oktober 1949 verhaftet und an die sowjetischen Behörden ausgeliefert. Damit verstieß die DDR bereits wenige Tage nach Inkrafttreten ihrer Verfassung gegen ihre eigenen Gesetze, denn in Artikel 10 der DDR-Verfassung steht: Kein Deutscher darf an eine fremde Macht ausgeliefert werden. Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilte Esch nach Artikel 58/2 des Strafgesetzbuches der RSFSR zum Tode. Dazu schreibt sein Freund, politischer Mitstreiter und Weggefährte Friedrich-Franz Wiese: „Irgendwann wurde ich aus meiner Zelle geholt und musste einen Wisch unterschreiben, den ich natürlich nicht lesen konnte. Zusatzanklage nach 58/2. Dieser Paragraph war mir unbekannt. Auf meine Frage, was das sei, kam die lakonische Antwort, Machtergreifung. Komisches Gefühl. Keiner meiner Zellengenossen hatte Strich Zwei! Das roch nicht gut. - Erst vor wenigen Jahren erfuhr ich den Text dieses Artikels, der den Versuch beinhaltet, mit Waffengewalt eine Unionsrepublik von der UdSSR abzutrennen. Das gab zwar keinen Sinn, war aber eine tödliche Bedrohung.“

    Am 20. Juli 1950 wurde das Urteil gesprochen: 4 Angeklagte wurden zum Tode verurteilt und 10 weitere zu 25 Jahren Zwangsarbeit. Die Todeskandidaten wurden nach Moskau transportiert, der Rest landete in Bautzen. Doch das war noch nicht alles. In Moskau wurden die Verurteilten nochmals vor Gericht gestellt und dabei wurden die Todesurteile durch das Oberste Sowjetische Militärgericht bestätigt. Die In Bautzen inhaftierten schleppte man nach Berlin-Lichtenberg ins zentrale NKWD-Untersuchungsgefängnis, um sie ebenfalls nochmals zu verurteilen. Im Fernurteil aus Moskau wurden weitere 3 Todesurteile gefällt. Man muss wissen, dass im Mai 1947 in der UdSSR die Todesstrafe abgeschafft worden war und dass sie am 12. Januar 1950 gegenüber Vaterlandsverrätern, Spionen und Saboteuren wieder eingeführt wurde. Aber alle Taten, die man Esch und seinen Mitangeklagten vorhielt, lagen zwischen diesen Daten. Damit gab es eigentlich keine rechtliche Grundlage für die Todesurteile. Das spielte nach sowjetischer Rechtsauffassung jedoch keine Rolle.

    All diese Vorgänge sind im großen Komplex der SMT-Urteile einmalig und bisher völlig undurchsichtig. Vielleicht werden Historiker einmal die wahren Hintergründe zu diesem Prozess finden.

    In einem anderen Kapitel des anfangs erwähnten Buches werden die politischen Vorstellungen von Arno Esch festgehalten. In den Jahren der aufkommenden Repression fanden viele den Weg in die liberale Partei, weil sie darin einen Gegenpol zur SED sahen. Es war eine ablehnende Haltung, die die Menschen bewegte. Sie waren gegen etwas, doch wofür sie waren, war eigentlich nicht recht formulierbar. Der LDP fehlte eine liberale Programmatik. Hier griff Esch ein. Aus den eigentlichen Wurzeln des Liberalismus entwickelte er seine politischen Ziele, die auf Humanismus, Individualismus, Föderalismus, Rechtsstaatlichkeit und Pazifismus, beruhten.

    Esch glaubte nicht an eine länger währende Besatzungszeit und wollte für die Zeit danach etwas vorbereiten. Eine sozial ausgerichtete Partei sollte entstehen, denn eine national-liberale Partei wie sie in der Weimarer Republik existiert hatte und eine auf einen Wirtschaftsliberalismus reduzierte Partei war für ihn unvorstellbar. So plante er eine Radikal Soziale Freiheitspartei, eine Sammlungsbewegung aller freiheitlichen und sozialen Kräfte aus LDP, CDU und SPD. Diese Vorstellungen diskutierte er in vertrauensvollen Kreisen hinter verschlossenen Türen. Dennoch erfuhren die Sowjets auch davon. Und wahrscheinlich liegt hier der Schlüssel  für die barbarischen Urteile. Esch hat den wahren Grund für sein Todesurteil nie erfahren. Erst viele Jahre später konnte Friedrich-Franz Wiese, dessen Todesstrafe in eine 25-jährige Haftstrafe umgewandelt wurde und der sich um die Aufklärung der Schicksale seiner Mitverurteilten und um deren Rehabilitierung unendliche Verdienste erworben hat, in einer Urteilsbegründung nachlesen: „… mit dem Ziel, nach Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen die Macht zu ergreifen und die bürgerliche Ordnung wieder herzustellen.“  

    Esch war der selbstlose Streiter für die Meinungsfreiheit und für die demokratischen Grundrechte. Dafür war in der zweiten deutschen Diktatur ebenso wenig Platz wie in der gerade überwundenen Nazidiktatur, in der die Geschwister Scholl den gleichen Weg gegangen sind. Wenn heute ein Hörsaalgebäude der Universität seinen Namen erhält, so muss neben der Ehrung darin auch eine Mahnung und Verpflichtung an die heutige und an kommende Studentengenerationen enthalten sein.
    Wenn die Demokratie verloren geht, ob durch Betreiben der extremen Kräfte oder durch politische Trägheit, führt der Weg zwangsläufig in die Diktatur, und jede Diktatur ist durch Unrecht gekennzeichnet. Staatliche Verbrechen bedrohen dann jeden Einzelnen.

    Peter Moeller








     

    Gedenkveranstaltung zum 60. Jahrestag des Güstrower Oberschülerprozesses

    Am 23. September 2010 veranstaltete das John-Brinckmann-Gymnasium in Güstrow in Zusammenarbeit mit dem VERS ein Trefffen anlässlich des 60. Jahrestages

    des Güstrower Oberschülerprozesses. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums stellten einen selbst erstellten Dokumentarfilm über die damaligen Ereignisse vor.

    Im folgenden ist das Programm der Veranstaltung dokumentiert.

    Die Schweriner Volkszeitung berichtete am 24. September über die Feierstunde.

     

    Schauprozess - Güstrow 1950       

    Gegen das Vergessen.

     

    Die VerurteiltenUrteile im Namen des Volkes ...

     

    Programm der Gedenkveranstaltung:

    Nordische Volksweise

    Kammerchor des JBG

    Begrüßung

    Helmut Hickisch, Schulleiter

    Grußwort

    Lutz da Cunha, Landrat des Landkreises Güstrow

    Grußwort

    Arne Schuldt, Bürgermeister

    Das Jahr 1950

    Schüler der Klasse 11b

    Das Urteil

    Philipp Görs                                          

    Die Schülerversammlung am 28.09.1950

    Schüler der Klasse 11b

    "….sie waren noch Schüler"

    Dokumentarfilm, Klasse 11b

    "…damals waren wir Schüler"

    Dr. Peter Moeller

    "Erinnern, verdrängen, vergessen - Gedenken, erinnern, lernen."

    Axel Walter, Landessuperintendent i. R.

    Venezianisches Gondellied

    Felix Mendelssohn Bartholdy
    Paul Bachmeyer

     

     



    Gedenkveranstaltung für Arno Esch


    Anlässlich des 60. Jahrestages der Verhaftung von Arno Esch veranstaltete der VERS gemeinsam mit der Universität Rostock am 18. Oktober 2009 in der Universitätskirche Rostock eine öffentliche Gedenkfeier.

     


    ©VERS 2002 - 2020 letzte Änderung: 01.01.2020